25. Februar 2022 · 10 Min Lesedauer
Neuer Förderpartner: Das Museum für Kommunikation
Neu in der Runde unserer Förderpartner dürfen wir in diesem Jahr das „Museum für Kommunikation“ begrüßen. Tobias Meisel war zu Gast im Museum und hat mit der Museumsdirektorin Dr. Annabelle Hornung über das gemeinsame Förderprojekt und die geplante Zusammenarbeit gesprochen.
Tobias Meisel: Hallo Annabelle, erzähl uns doch einleitend ein wenig über das Museum für Kommunikation. Was macht Euch aus?
Annabelle Hornung: Das Museum für Kommunikation Nürnberg ist eines von drei Schwesternmuseen, die zu der Museumsstiftung „Post und Kommunikation“ gehören. Es gibt noch ein Museum in Frankfurt und eines in Berlin. Das „Museum für Kommunikation Nürnberg“ (MfK Nürnberg) selbst war früher das königlich bayrische Postmuseum und wurde bereits im Jahr 1902 gegründet. Das heißt wir haben dieses Jahr – genauer am 22.06.2022- unser 120-jähriges Jubiläum. Seit 1925 leben wir zusammen mit dem Deutsche-Bahn Museum, welches die Nürnberger:innen als Verkehrsmuseum kennen, „unter einem Dach“.
Tobias Meisel: Wie wurdet Ihr denn auf unsere Stiftung aufmerksam?
Annabelle Hornung: Elke Schneider, unsere Referentin für Bildung und Vermittlung, die auch seit 2015 die Projektleitung für den Daten-Dienstag hat, hat von unserem Kooperationspartner BvD (Bundesverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands e. V.) und dessen Vorsitzenden Rudi Kramer den Tipp bekommen, man könnte sich bei der DSZ um eine Förderung bewerben. Das haben wir nun ja erfolgreich geschafft und freuen uns schon sehr auf die Zusammenarbeit mit Euch.
Tobias Meisel: Bei welchem Projekt genau greifen wir euch jetzt unter die Arme?
Annabelle Hornung: Die DSZ unterstützt uns beim sogenannten Daten-Dienstag, der 2020 zu dem Online-Format “Daten-Dienstag Digital” wurde. Der Daten-Dienstag beschäftigt sich grundsätzlich mit Themen des Datenschutzes. Expertinnen oder Experten versuchen unseren Besuchern das Thema Datenschutz in all seinen Aspekten beizubringen:
„Datenschutz betrifft uns alle!“
Und genau das möchten wir deutlich machen; das heißt es gibt sehr facettenreiche und inhaltlich unterschiedliche Themen. Einige Beispiele sind: „Ich möchte für meinen Sportverein eine Website einrichten“ oder „Welche Rechte haben Kinder im Internet?“. Unser Ziel ist es, all diese Themen an verschiedene Besucher:innen-Niveaus zu vermitteln. Denn wir merken auch, dass Datenschutz viele Menschen beschäftigt, bzw. beschäftigen muss.
Die finanzielle Unterstützung der DSZ brauchen wir nun, weil wir coronabedingt von einer Präsenzveranstaltung ins Digitale gewechselt sind.
Der Hintergrund des Daten-Dienstages ist es: Einen Vortrag eines Experten oder einer Expertin in Sachen Datenschutz zu präsentieren und hinterher kann das Publikum in Interaktion und Diskussion mit den jeweiligen Spezialist:innen treten. Uns war wichtig, dies auch in den virtuellen Bereich zu übertragen, deshalb gibt es auch beim Daten-Dienstag Digital die Möglichkeit im Chat Fragen zu stellen.
Tobias Meisel: Welche Auswirkungen hat die anhaltende Corona-Lage auf Euer Projekt?
Annabelle Hornung: Seit wir den Daten-Dienstag ins Digitale verlegt haben, gibt es einen Wechsel der Zuschauer:innen, das heißt wir haben nun sehr viele fachkundige Besucher:innen, neuerdings auch bundesweit. Sogar das deutschsprachige Ausland, also Österreich und die Schweiz, erreichen wir mit unserer Online-Reihe. Darüber freuen wir uns sehr.
Erfreulicherweise gab es durch die Umstellung auf digital keinen Einbruch der Teilnehmerzahlen. Durchschnittlich haben wir auch hier, ähnlich wie in zuvor in den Präsenzveranstaltungen, zwischen 70 und 80 Zuhörer:innen – und das ist wirklich sehr gut für eine Online-Veranstaltung.
Eine Sache, die sich vom Analogen unterscheidet, ist, dass nicht jeder mitdiskutiert. Vor Ort befruchten sich die Leute gegenseitig. Im Chat ist die Beteiligung zu Beginn manchmal etwas holprig. Aber das befeuern wir dann einfach, indem wir Fragen stellen.
Es ergaben sich durch Corona außerdem für uns noch neue Themenfelder, wie die „Pandemie“ im Allgemeinen oder deren datenschutzrechtlichen Begleiterscheinungen – von der Luca-App über die Corona-Warn-App bis hin zur Datenerhebung von Geimpften und Genesenen.
Tobias Meisel: Wie hat sich der Datenschutz in letzter Zeit, vielleicht auch hier durch die verstärkte, coronabedingte Digitalisierung verändert?
Annabelle Hornung: Wir hatten eine Ausstellung, die gezeigt hat, wie einerseits die Digitalisierung durch die Pandemie gepusht wurde. Umgekehrt wurden verschiedene problematische Bereiche oder Herausforderungen, gerade im Bereich des Datenschutzes, an fachfremde Personen übertragen. Ein Wirt oder Hotelier beispielsweise wusste bislang nicht viel über den Datenschutz seiner Gäste. Durch Corona wurde das Thema jedoch immer wichtiger für ihn. Hier setzen wir unter anderem mit unserem Daten-Dienstag an.
„Wir sehen uns als Vermittler.“
Das Museum vermittelt Wissen an die Öffentlichkeit. Wir haben auch Vorträge, die zu den verschiedenen Facetten des Datenschutzes passen. Auch mit der voranschreitenden Digitalisierung möchten wir den Leuten Aufklärung bringen. Klar sind das jetzt Herausforderungen, die vielleicht schwer überwindbar wirken. Wirft man aber einen Blick zurück in die Medienentwicklung, merkt man schnell, dass es schon immer Herausforderungen gab, sobald ein neues Medium in Erscheinung trat oder ein Medienwandel im Gange war.
Tobias Meisel: Was haben das Thema Datenschutz und „gelingende Kommunikation“ miteinander zu tun?
Annabelle Hornung: Die sicherste und einfachste Form Daten zu bewahren wäre es, auch weiterhin Briefe zu schreiben, die nur von den Empfänger:innen geöffnet werden dürften. Das ist viel sicherer als eine fünffach verschlüsselte E-Mail. Mit Weiterentwicklung der Kommunikation und neuer Technologien ist die Wichtigkeit des Datenschutzes und der Wunsch danach gestiegen.
Wer schreibt denn aktuell noch Briefe, um Daten geschützt zu übertragen? Eben – keiner mehr. Insofern ist die möglichst schnelle und genaue Kommunikation zum einen und der Datenschutz zum anderen ein Spannungsfeld, welches miteinander in Interaktion tritt. Je nach Veränderung birgt dies neue Herausforderungen und muss immerwährend neu verhandelt werden.
Wir hatten in unserer Ausstellung #neuland, die sich mit der Digitalisierung und ihren Auswirkungen auf Gesellschaft und Individuum beschäftigt hat, das Beispiel des „Datenschattens“: Was ist wem von meinen Daten bekannt? Und wie viele Daten sind das überhaupt? Wie kann ich z.B. meine E-Mail-Adresse, meiner Mitgliedsnummer im Sportverein, meine Beiträge in Sozialen Medien schützen?
Wenn man sich genau das vor Augen führt, wird klar, dass hier für jeden von uns Handlungsbedarf besteht. Das möchten wir vermitteln und zum Thema machen: Funktionierende Kommunikation mit und durch neue Technologien einerseits und andererseits die Wahrung des Datenschutzes.
Tobias Meisel: Welche Pläne habt ihr für das kommende Jahr?
Annabelle Hornung: 2022 ist schon gut vorgeplant. Zumindest was die Themen und Termine betrifft. Wir planen derzeit fünf Veranstaltungen online zu streamen. Wir sind dabei sehr flexibel, können also je nach Coronalage auch Präsenzveranstaltungen daraus machen. Komplett vom Streaming zurücktreten würden wir aber nur ungern. Entweder eine hybride Veranstaltung oder eine Veranstaltung, die komplett aufgezeichnet und dann ins Netz gestellt wird. Auf unserer Website gibt es bereits verschiedener solcher Aufzeichnungen der vergangenen digitalen Daten-Dienstage.
Außerdem haben wir eine neue Idee: Den “Daten-Dienstag Digital on Tour”. Am 8. Februar fand dazu bereits eine Veranstaltung aus dem Schwesternmuseum in Frankfurt statt. Eine ähnliche Veranstaltung planen wir zusätzlich in Berlin. Das heißt: Das Streaming wird nicht aus Nürnberg sein, sondern aus einem der Schwesternmuseen, um zu zeigen, dass das Digitale eben ortsungebunden ist. Auch in den anderen Museen ist das Thema Datenschutz ein genauso wichtiges Thema wie hier bei uns.
Und: Dieses Jahr im Juni haben wir den 50. Daten-Dienstag überhaupt. Dieser soll ein größeres Format und kann hoffentlich in Präsenz stattfinden. Gleichzeitig soll es hiervon auch wieder eine Aufzeichnung oder Streaming geben. Thema dieser Veranstaltung werden die aktuellen Gegebenheiten sein. Zusätzlich werfen wir auch einen Rückblick auf die bereits behandelten vorherigen Themen.
Tobias: Vielen Dank für das nette Gespräch. Wir begrüßen das „Museum für Kommunikation“ in unserem Förderpartnerkreis und freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Mehr zum Projekt
Informationen über alle Angebote des Museums für Kommunikation Nürnberg gibt es hier.
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Unsere Autor:innen
Tobias Meisel
Tobias Meisel ist Mitarbeiter im #TeamDATEVStiftungZukunft
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