04. Mai 2021 · 10 Min Lesedauer
„Kräfte bündeln!“

Fake-News, Cybermobbing, Datenschutz und digitale Souveränität: die Digitale Helden gGmbH klärt auf (Bild: pixabay)
Cybermobbing, Sexting, persönliche Daten im Netz – das sind Themen, mit denen Kinder und Jugendliche tagtäglich konfrontiert werden. Die Digitale Helden gGmbH unterstützt Schulen und Familien dabei, jungen Menschen einen sicheren Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Dafür haben sie verschiedene Angebote entwickelt. Joana Leinberger hat mit Geschäftsführer Jörg Schüler und Medienpädagogin Marie Leißner über das Engagement der Digitalen Helden und die Kooperation mit der DATEV-Stiftung gesprochen.
Medienkompetenz im Fokus!
Joana Leinberger: Welche Ziele verfolgt die Digitale Helden gGmbH?
Jörg Schüler: Die Digitalisierung bringt mannigfaltige Herausforderungen mit sich, sowohl in der Schule als auch in der Familie. Lehrer:innen haben nicht die Zeit, sich in die stetig neuen Themen einzuarbeiten und diese unterrichtsgerecht aufzubereiten. Schüler:innen sind täglich mit neuen Trends, Chancen und Gefahren im Netz konfrontiert und für Eltern wird es immer schwieriger, kompetente Begleiter:innen im Digitalen für ihre Kinder zu sein. Genau hier setzten wir von den Digitalen Helden an. Die aktuelle Pandemie verstärkt sogar noch die Internetnutzung der Gesellschaft. Es gibt also viel zu tun.
Joana Leinberger: Ambitionierte Ziele! Wo seht Ihr euch heute auf diesem Weg?
Marie Leißner: Unsere Themen sind durch das Homeschooling aktueller denn je. Dementsprechend groß ist auch die Nachfrage für unsere Angebote. In unseren Live-Webinaren informieren wir Eltern und Lehrkräfte zu Themen wie: „Algorithmen und politische Meinungsbildung“ oder „Das erste Smartphone“. Dazu bieten wir kostenlose und vollständig ausgearbeitete Online-Kurse an. Damit können Lehrer:innen ganze Doppelstunden oder Projekttage füllen. Themen sind hier zum Beispiel „Mit Respekt im Klassenchat“ oder „Fake-Profile und radikale Meinung im Netz“. Die Kurse sind interaktiv und multimedial gestaltet. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg und wir bieten Eltern und Lehrer:innen viele Möglichkeiten, sich in Sachen Medienkompetenz fortzubilden. Aber auch wir beobachten natürlich aktuelle Entwicklungen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
„Es entsteht eine Wissensvermittlung auf Augenhöhe, bei der junge Menschen auch ihre Sozialkompetenzen weiterentwickeln.“
Peer-Education im Fokus!
Joana Leinberger: Die Lehrpläne sind randvoll. Wenn Medienkompetenz eine derartige Schlüsselrolle in der Ausbildung unserer kommenden Generationen spielen soll: Wie könnte eine Lösung aus eurer Sicht aussehen?
Marie Leißner: Die perfekte Lösung für die Ausbildung medienkompetenter Schüler:innen gibt es so noch nicht. So lange das Thema nicht ausreichend Anerkennung im regulären Curriculum findet, setzen wir auf Bildung außerhalb des Regelunterrichtes. Um dennoch alle Schüler:innen anzusprechen, bleiben wir mit unserem Mentorenprogramm im Kontext Schule und liefern Inhalte für schulische Arbeitsgemeinschaften oder Wahlpflichtkurse. Wir wissen auch, dass das Mentorenprogramm nicht die ultimative Lösung zu mehr Medienkompetenz ist, aber es ist für teilnehmende Schulen flexibel umsetzbar. Es stellt gewissermaßen eine Ergänzung des Lehrplans dar. Die Schüler:innen entscheiden sich bei diesem Ansatz freiwillig für eine Teilnahme. Sie bringen eine intrinsische Motivation mit und erlernen als Digitale Helden das Wissen über Cybermobbing, Sexting, Datenschutz und vieles mehr. Nach dem Peer Education-Prinzip geben sie ihr Wissen an jüngere Schüler:innen und Eltern weiter. Dafür organisieren sie eigenständig Klassenbesuche und Elternabende. Die Digitalen Helden wirken hier also als Multiplikator:innen. Für die Schulen hat das eigentlich nur Vorteile: Die vollen Lehrpläne werden nicht zusätzlich belastet, engagierte Schüler:innen bilden sich weiter und verteilen die Kompetenzen innerhalb der Schulgemeinschaft. Und: Schüler:innen helfen Schüler:innen – es entsteht eine Wissensvermittlung auf Augenhöhe, bei der junge Menschen auch ihre Sozialkompetenzenweiterentwickeln.
Joana Leinberger: Der Bildungsauftrag liegt zunächst beim Staat. Wie erlebt ihr die Zusammenarbeit mit den Kulturministerien und der Schuladministration?
Jörg Schüler: Wir arbeiten sehr eng mit diesen Institutionen zusammen, auch wenn diese im Rahmen der Pandemie sehr stark eingespannt sind. Der hessische Kultusminister Alexander Lorz ist beispielsweise Schirmherr unseres Mentorenprogramms. Wir setzen generell sehr stark auf Kooperation und sind in einem sehr engen Austausch mit den jeweiligen Ministerien und Partnern. Auch mit den Lehrkräften erleben wir die Zusammenarbeit als sehr kollegial. Sie geben uns konkretes Feedback zu Webinaren und Video-Materialien und so kommen wir gemeinsam voran. Es ist wichtig, die Kräfte zu bündeln, um den Bedarf richtig einzuschätzen und daraufhin wirkungsvolle Lösungen zu entwickeln. Der Bildungsauftrag liegt beim Staat, aber wir unterstützen ihn dort, wo es noch Lücken gibt.
Die Digitale Helden gGmbH hilft Schulen und Familien, digitale Kommunikation bewusst und kompetent zu nutzen.
Die Digitale Helden ergänzen mit ihrem Engagement bundeseinheitliche Lehrpläne und sind bundesweit aktiv.
Joana Leinberger: Wo besteht aus Eurer Sicht die größte Bildungslücke in Sachen Medienkompetenz? Bei Schülern? Bei Eltern? Bei Lehrern?
Marie Leißner: Das lässt sich schwer auf Kinder oder Erwachsene beschränken. Es gibt auf allen Ebenen unterschiedliche Wissensstände. Social Bots und Fake-Profile sind z. B. für viele schwer erkennbar. 42 Prozent der unter 14- bis 24-Jährigen in Deutschland sind unsicher, ob sie Falschmeldungen im Internet als solche erkennen können. Dies belegt unter anderem eine Untersuchung der Vodafone Stiftung aus dem Jahr 2019. Wir setzen deshalb auch ganzheitlich an und haben Angebote für Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen. Letztlich profitieren wir alle davon, wenn Bildungslücken geschlossen werden.

Jörg Schüler (Digitale Helden gGmbH)
Joana Leinberger: Die Digitale Helden gGmbH und die DATEV-Stiftung Zukunft arbeiten nun schon seit über fünf Jahren zusammen. Was ist aus Eurer Sicht die Grundlage einer solch etablierten Kooperation?
Jörg Schüler: Die Grundlage einer solchen Zusammenarbeit ist immer Vertrauen und partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Wir bekommen von der DATEV-Stiftung Zukunft das Vertrauen in uns, unsere Arbeit und unser Wirken entgegengebracht. Wir wollen das zurückzahlen, indem wir mit den zur Verfügung gestellten Mitteln in der Gesellschaft und für das Gemeinwohl wirken. Ich denke da z.B. an die Weiterentwicklung unserer Organisation und unserer Angebote. Dadurch profitieren beide Seiten von der Kooperation. Die Stiftung ist ein großartiger Unterstützer unserer Projekte und hilft uns Wirkung zu skalieren. Und dafür sind wir sehr dankbar!
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Unsere Autor:innen
Joana Leinberger
Joana Leinberger ist Mitarbeiter im #TeamDATEVStiftungZukunft.
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