Datenschutz geht zur Schule
Die Initiative des Berufsverbands der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V. klärt junge Internet-Nutzer an Schulen rund um Datenschutz und IT-Sicherheit auf. Ein Vorort-Besuch in Nürnberg.
November 2016
18. Oktober 2016, 7.45 Uhr in der Berufsschule 14 in Nürnberg. Soeben ist der Gong erklungen, der den Schülern mitteilt, dass nun der Unterricht beginnt. Doch an diesem Dienstag ist es nicht der normale Unterricht, der sie erwartet, sondern ein ganz besonderer. Denn heute heißt es: Datenschutz geht zur Schule (DSgzS). Anlass ist der Dozententag der gleichnamigen Initiative des Berufsverbandes der Datenschutzbeauftragten Deutschlands. Und so sind mehr als zehn ehrenamtliche Dozenten nach Nürnberg gereist, um in 16 Veranstaltungen insgesamt etwa 600 Schüler bereits während der Ausbildung für einen eigenverantwortlichen Umgang mit personenbezogenen Daten zu sensibilisieren. In einer der Klassen hält der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht, Thomas Kranig, höchstpersönlich den Vortrag. Interaktiv und auf die Lebenssituation der Schüler angepasst, gestaltet Thomas Kranig die eineinhalbstündige Unterrichtseinheit. Dabei gelingt es ihm anhand greifbarer Beispiele, die Schüler innerhalb der ersten Minuten für sein Thema zu begeistern. Und als er die Frage an die Klasse richtet „Was bedeutet Datenschutz für Sie?“, beginnt der Dialog. „Ich will, dass meine E-Mails sicher sind und keiner sie lesen kann“, antwortet eine Schülerin. „Ich will, dass keiner auf meine Bilder und Daten auf meinem Handy zugreifen kann“, sagt ein anderer Schüler. Die offizielle Definition bleibt er selbstverständlich nicht schuldig: Datenschutz meint den Schutz der Daten vor unberechtigtem Zugriff oder Verlust.
Von facebook und Litfaßsäulen
Spätestens als das Thema facebook aufkommt, sind alle Schüler hellwach. Die meisten von ihnen nutzen das soziale Netzwerk. Erstaunlich: Rund die Hälfte der Jugendlichen, die Facebook nutzen, hat ihrem Freund beziehungsweise ihrer Freundin das Passwort für das Profil gegeben. Dass damit im Falle einer Trennung gegebenenfalls jemand anderes über die Verwendung ihrer Profildaten bestimmen kann, hatten viele bisher nicht bedacht. Es dauert nicht lange, bis die Schüler einmal mehr verdutzt sind: „Wissen Sie, dass facebook ihre Bilder weitergeben darf, weil Sie es in den Nutzungsbedingungen akzeptiert haben?“, fragt Thomas Kranig. Schweigen in der Klasse. Doch als er die Schüler danach fragt, was das für sie bedeute, kommt prompt die Antwort: „Dass ich mir künftig vorher überlege, ob ich die Bilder bei Facebook hochlade oder nicht.“ Sein Tipp zu Bildern auf Facebook: „Überlegen Sie vor dem Posten, ob ihr Bild auch an der Litfaßsäule hängen dürfte. Falls nein: Posten Sie ihr Bild nicht öffentlich!“
Von analogen und digitalen Adressbüchern
Dass das Datenschutzempfinden in analogen Medien ein ganz anderes ist, als in digitalen, veranschaulichte Thomas Kranig. Er stellt die Frage in den Raum: „Angenommen Sie hätten noch ein analoges Adressbuch mit all ihren Kontakten: Würden Sie es mir geben, damit ich herausfinden kann, ob wir gemeinsame Freunde haben?“ Die Antwort ließ nicht lange warten und die Schüler waren sich einig: Sie würden es ihm nicht geben, da ihn die Kontaktdaten nichts angingen. Thomas Kranig spielte das Gedankenexperiment weiter. „Angenommen Sie haben eine App, die Ihnen Sonderpreise in umliegenden Geschäften ermöglicht, wenn sie der App dafür Zugriff auf Ihre Kontakt- und Standortdaten geben. Ist das in Ordnung?“ Das einheitliche Credo der Schüler hieß „ja“. Solche Erfahrungen, dass Datenschutzfragen im analogen Umfeld anders beantwortet werden, als im digitalen, macht Kranig öfter. Für die Schüler war es allerdings eine neue Erfahrung.
Datenschutz ganz persönlich
Von dem Vortrag nehmen die Schüler vieles mit. Eine Schülerin erzählt: „Ich weiß jetzt, dass ich vorsichtiger mit meinen Daten umgehen werde und weniger preisgeben will, als vor dem Vortrag. Und ich werde meine Passwörter ändern, denn bisher habe ich überall das gleiche Passwort.“
Ihre Mitschülerin Denise Bradl will dagegen ihr WhatsApp-Nutzungsverhalten überdenken. Und sie lobt die Initiative: „Ich finde es gut, dass in den Schulen zum Datenschutz aufgeklärt wird, weil wir die Generation sind, die darauf angewiesen ist.“
Die Lehrerin Kerstin Hinterbuchner kann das nur unterstreichen: „Ich finde das Projekt super und fände es schön, wenn es wieder angeboten würde. Denn ich glaube, dass es den Schülern wirklich viel bringt.“
Jährliches Update zu aktuellen Datenschutzthemen für Dozenten
Damit die Initiative „Datenschutz geht zur Schule“ weiterhin am Puls der Zeit bleibt, treffen sich die ehrenamtlichen Dozenten des BvD jährlich für einen Tag, um sich über die aktuellen Entwicklungen auszutauschen. In diesem Jahr fand der Dozententag im DATEV IT-Campus statt. Im Zentrum der diskutierten Themen stand die Vermittlung der Inhalte an Schüler. Unter den Referenten war auch Gregory Grund von den Digitalen Helden dabei, einer weiteren Initiative, die von der DATEV-Stiftung Zukunft gefördert wird. Er berichtete über das Mentorenprogramm und die gemachten Erfahrungen aus drei Jahren Einsatz an Schulen. Anlässlich des Dozententags wurde zudem ein Lehrerhandout veröffentlicht, das durch den BvD mit Unterstützung der DATEV-Stiftung Zukunft erstellt wurde. Das Handout wurde bei diesem Anlass offiziell an Eckhard Schwarzer, Vorstand der DATEV-Stiftung Zukunft, übergeben. Es bietet viele Hintergrundinformationen zu aktuellen Themen sowie dazu passende Arbeitsblätter für den Unterricht. Hier gibt es das Lehrerhandout kostenlos zum Download.